©Wolfgang Balogh 2021
Die Rot-Buche Fagus sylvatica 2022
Text: Dr. Rudolf Fenner
Um einem weit verbreiteten Missverständnis gleich zuvorzukommen: Die Rot-Buche ist nicht die
Buche mit den roten bis schwarz-roten Blättern, die in Parks, Friedhöfen und größeren Gärten oft
zu sehen ist. Dieser auffällige Baum ist die Blutbuche, eine kultivierte Varietät der Rot-Buche, und
Rot-Buche ist der botanisch korrekte Name für die grünblättrige Buche in unseren Wäldern. Sie
heißt so, weil ihr an sich eher weiß-gelbes Holz im Vergleich zum fast weißen Holz der zu den
Birkengewächsen gehörenden Hain- oder Weißbuche einen leicht rötlichen Einschlag hat.
Zugegeben – das ist keine wirklich überzeugende Namensgebung. Da hier in Mitteleuropa keine
andere Buchenart heimisch ist, wird sie im folgenden Text meist schlicht Buche genannt.
Verbreitung
Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschlands Wäldern. Mit ihrem recht variablen
Höhenwuchs von bis zu 45m kann sie alle anderen Laubbäume – außer vielleicht der Esche –
übertreffen. Ihre Wuchsform kann im Wald recht schlank ausfallen – mit einem bis zu 25 Metern
astfreien Stamm und mit schräg nach oben gerichteten Kronenästen. Außerhalb des Waldes – im
Freistand – geht die Buche aber eher in die Breite. Dort beginnt meist schon in zwei bis drei
Metern Höhe eine ausladende Krone auf einem wuchtigen Stamm. Sie wird hier in Deutschland
selten älter als 300 bis 350 Jahre. Die älteste Buche in Europa steht in den Österreichischen
Kalkalpen und ist 550 Jahre alt. Auffällig und einzigartig unter den Waldbäumen ist ihre bis ins
hohe Alter glatte, silbergraue, allerdings gegen direkte Sonnenbestrahlung empfindliche Rinde. Sie
ist pure Europäerin. Allerdings sind ihr die Winter in Nordeuropa mit Ausnahme der eher
küstennahen Flachlandgebiete in Südschweden und Südnorwegen zu kalt. Richtung Osten wird ihr
das Klima schon recht bald zu trocken und die häufigen Spätfröste zu gefährlich. Ihre Ostgrenze ist
daher schon im westlichen Polen erreicht und zieht sich östlich der ukrainischen und rumänischen
Karpaten bis nach Bulgarien. Im Westen bildet die kontinentale Atlantikküste die natürliche
Grenze, die die Buche allerdings vor etwa 3000 Jahren nach Südengland übersprungen hat. Im
Süden und Südosten Europas ist es ihr in den tiefer gelegenen Regionen zu warm und zu trocken.
Dort ist sie ausschließlich in den höheren Berglagen zu Hause und bildet häufig die montane
Waldgrenze – in Sizilien beispielsweise in 2250 m Höhe. Deutschland liegt mittendrin im
europäischen Verbreitungsgebiet. In allen Regionen sind für Buchen potenziell geeignete
Wuchsgebiete vorhanden – vom norddeutschen Flachland über die Mittelgebirge bis in den
Alpenraum. Deutschland gilt daher als eine Art Kernland der Buche.
Besondere Ansprüche an den Standort stellt die Buche nicht. Der Boden darf lediglich nicht zu nass
oder zu trocken sein. Er kann ruhig recht sauer und nährstoffarm sein, aber auch reiner Kalkboden
kommt infrage. Solange mindestens 650mm Regen im Jahr fallen, geht’s der Buche gut. Mit
anderen Worten: Sie kommt auf allen Waldstandorten gut zurecht, außer in Auwäldern, Mooren,
Sümpfen und auf sehr trockenen Böden.
Förderverein “Kultur- und Heimatpflege Neuhof e.V.”